„Hallo wir sind wieder da“ –
seit 60 Jahren ziehen die Sternsinger durch Bochum Langendreer
20+C+M+B+24, so lautet der Segensspruch, der seit dem ersten Januarwochenende wieder an vielen Haus- und Wohnungstüren in Langendreer zu lesen ist. Das bedeutet: Die Sternsinger waren da.
In Langendreer bringen die Sternsinger seit 60 Jahren den Segen „Christus Mansionem Benedikat – Christus segne dieses Haus“ in die Haushalte. Sie singen vor den Türen der Menschen und sammeln Spenden für Kinder in den Entwicklungsländern. Außerdem freuen sich die Kinder immer, wenn sie selbst Süßigkeiten bekommen.
Unter dem Motto „Gemeinsam für unsere Erde – In Amazonien und weltweit“ waren in diesem Jahr wieder 35 Sternsinger in Langendreer unterwegs. Gemeinsam mit ihren Begleitungen klingelten sie an den Wohnungstüren, sangen, sagten ihre Sprüche auf und brachten den Segen an. Hierbei konnten rund 12 000 Euro gesammelt werden, die in diesem Jahr für Projekte rund um das Thema Klima und Erhaltung der Schöpfung eingesetzt werden. Unterwegs sorgte der Teefahrer, der mit Zitronentee und Kakao im Gepäck die Sternsingergruppen für eine Stärkung, während im Gemeindeheim an der St.Bonifatius Kirche viele helfende Händen darauf warten, Geld zählen zu können oder die Süßigkeiten zu sortieren. Die Gewänder, die die Sternsinger in Langendreer tragen, sind überwiegend aus Stoffen alter Gardinenvorhänge von Frauen aus der Gemeinde genäht und viele feiern sicherlich bereits ein 30jähriges Jubiläum. So ist es auch bei den Mitwirkenden. Viele Kinder machen schon seit Jahren als Sternsinger mit. In diesem Jahr freuten sich vier Jugendliche besonders, dass sie zum ersten Mal selbst Begleitung sein konnten, nachdem sie jahrelang selbst in die Gewänder geschlüpft sind und dies ließen sie sich auch in diesem Jahr nicht ganz nehmen und halfen als Gruppe an einem der drei Tage aus. Tradition haben nicht nur die Gewänder, sondern auch ein ganz besonderes Sternsingerlied „Hallo wir sind wieder da, Kaspar Melchior, Balthasar“ ist nur in Langendreer bekannt und wurde hier in den 90er Jahren gedichtet. Auch heute singen die Kinder dieses Lied besonders gern an den Türen für die Menschen.
Das Organisationteam um Thomas Süreth und Katrin Brodowski blickt selbst auf eine lange Sternsingerkarriere zurück. Beide haben mal als kleine Könige angefangen, dann über Jahre hinweg selbst Gruppen begleitet oder mit Tee versorgt, bevor sie vor einigen Jahren die Organisation zunächst der Sternsingeraktion in St.Bonifatius übernahmen und dann auch die Sternsingeraktion St.Marien übernommen haben. Selbst zu Coronazeiten war es den beiden wichtig, dass der Segen zu den Menschen kommt und die Spenden für die Kinder gesammelt werden.
Heutzutage bedient sich auch die Sternsingeraktion der modernen Technik mit Handy und Standortnutzung, sowie Planerstellungen über Excel, welche Straßen an welchem Tag von welcher Gruppe besucht werden. Das war vor 60 Jahren natürlich ganz anders.
Friedhelm Nolte, einer der ersten Sternsinger der Gemeinde St.Bonifatius erinnert sich:
„Am 6. Januar 1964 startete die erste Sternsingeraktion von der Pfarrei St. Bonifatius in
Langendreer. Da genau an diesem Tag mein Bruder im alten Knappschaftskrankenhaus
geboren wurde, ist der Termin gedanklich fixiert.
Die Sternsingergruppen bestanden aus den drei Königen, dem Sternträger und ein bis zwei
Begleitern. Sechs Gruppen zogen an drei Tagen durch die Gemeinde St. Bonifatius, besser
gesagt durch die Hälfte der Gemeinde. Die andere Hälfte wurde im darauffolgenden Jahr
besucht, da alle Straßen bei der damals begrenzten Mobilität nicht an drei Tagen zu schaffen
waren. Es stand zu Beginn nur der VW-Käfer von Vikar Witzel zur Verfügung, mit dem die
Gruppen ausgefahren und eingesammelt werden mussten und zwischendurch zum
Aufwärmen Tee verteilt wurde.
Der Erlös der Aktion kam in den ersten etwa drei Jahren der Jugendarbeit in der Gemeinde
zugute. Übergeordnete Organisationen für das Sternsingen waren damals noch nicht
bekannt. Als sich in anderen Gemeinden die Sternsingeraktionen vernetzten, wurde der
Erlös für einige Jahre geteilt und eine Hälfte den Jugendorganisationen in Bochum zur
Verfügung gestellt. Seitdem Sternsingeraktionen durch das Kindermissionswerk „Die
Sternsinger e.V.“ in Aachen breiten Bevölkerungskreisen bekannt wurden, fließen die
gesammelten Gelder komplett dieser Organisation zu. Diese Organisation organisiert und
fördert weltweit Hilfs- und Bildungsprojekte für Kinder.
In den Anfangsjahren wurden die Namen der katholischen Familien noch auf Straßenlisten
zur Verfügung gestellt; heute aus Datenschutzgründen wahrscheinlich undenkbar. Es stellte
sich aber schnell heraus, dass die Akzeptanz (oder Ablehnung) der Sternsinger bei Katholiken
und evangelischen Mitchristen etwa gleich groß war. Deshalb wurde auf die Liste verzichtet
und alle Familien begrüßt.
Auch 2025 werden die Sternsinger wieder in Langendreer unterwegs sein. Wer den Haussegen bekommen und die Sternsinger empfangen möchte, darf sich ab Dezember unter der Nummer 0175-2828815 bei Thomas Süreth und Katrin Brodowski melden oder sich in die Listen eintragen, die ab der Adventszeit in den Kirchen ausliegen. Ebenso freuen wir uns über weitere Unterstützung.
Mit guter Unterstützung schaffen wir auch viele weitere Jahre die Tradition Sternsingen in Langendreer aufrecht zu erhalten.
Katrin Brodowski und Friedhelm Nolte